Armut und Hungerkrise auf dem Vormarsch

Die Menschen in Kenia kämpfen mit hohen Lebenshaltungskosten, gesunkenen Reallöhnen und steigender Inflation.

 

Zusätzlich zu den Naturkatastrophen aus der Klimaveränderung kämpfen die Menschen in Kenia gegen ständig steigende Preise für Nahrungsmittel, Transport, Energie und steigende Mieten. Die Inflation ist im Oktober 2022 auf 9,6% angestiegen, die Reallöhne dagegen um 2,7% gesunken. Die höchste Inflation seit 2017.

Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Inflation innerhalb von 2,5 Prozentpunkten über oder unter 5 % zu halten. Die Obergrenze läge also bei 7,5 %. Im Juni 2022 stieg die Gesamtinflation über diese Obergrenze und blieb bis Juni 2023 darüber.

Die Haupttreiber der Inflation waren Nahrungsmittel und Transportmittel (Treibstoff). Diese machen im Durchschnitt 42,56 % des Warenkorbs aller kenianischen Haushalte aus.

 

Menschen aus informalen Beschäftigungsverhältnissen (Tagelöhner) und Menschen aus dem Niedriglohnsektor sind am stärksten betroffen. Mit 83% ist es auch gleichzeitig die größte Gruppe der Betroffenen.  Über 60% des kargen Lohns müssen für Nahrungsmittel aufgewendet werden, Tendenz steigend.

Auch Miete und Energiekosten sind extrem angestiegen. Das betrifft auch die Mieten der kärglichen Hütten in den Slums. Um nicht obdachlos zu werden, wird am Essen gespart. Oft gibt es nur etwas dünnen Tee anstelle einer Mahlzeit. Folgen der Unterernährung bei Kindern sind Schwäche, Müdigkeit, Apathie. Es kann zu Wachstumsverzögerung der Kinder kommen, bis hin zu Verzögerung der geistigen Entwicklung.

Verantwortlich für den Anstieg von Armut und Hungerkrise
ist das Zusammentreffen mehrerer Faktoren auf dem Inlands-
und dem Weltmarkt.

Adan Shibia, politikanalytiker

 

Auf dem Inlandsmarkt war die langanhaltende Dürre im Jahr 2022 der Hauptauslöser. Dadurch wurde die Lebensmittelversorgung unterbrochen und die Abhängigkeit von Importen erhöht. Die Abwertung des Kenia-Schillings gegenüber wichtigen Handelswährungen wie dem US-Dollar, dem Euro und dem Pfund Sterling trug ebenfalls zum Anstieg der Preise für importierte Waren wie Lebensmittel, Kraftstoff und Düngemittel bei. Während Kenia ein Nettoexporteur von
unverarbeiteten Lebensmitteln ist, ist es ein Nettoimporteur von verarbeiteten Lebensmitteln.

Im globalen Kontext hat der Krieg zwischen Russland und der Ukraine die Versorgung mit Getreide (insbesondere Weizen),  Speiseöl, Energie und Düngemitteln unterbrochen. Kenia war in hohem Maße von Weizen- und Düngemittelimporten aus Russland und der Ukraine abhängig. Der Anstieg der Ölpreise auf den Weltmärkten schlug sich auch auf die lokalen
Preise nieder.

Die langfristige Lösung, so Adan Shibia, ist unter anderem eine
Politik, die den privaten Sektor dazu anregt und unterstützt,
Waren und Dienstleistungen effizienter zu produzieren und zu
vertreiben.

Kenia braucht außerdem eine Absicherung gegen die verlängerten Dürreperioden. Schlüssel dazu sind z.B. der Einsatz verbesserter und klimaverträglicher Pflanzensorten. Ein weiterer Aspekt ist die Verbesserung der Infrastruktur zur Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung: Marktinformationssysteme, Transport- und Lagereinrichtungen.

Ein wichtiger Punkt ist auch die Stärkung der schwachen Bevölkerungsgruppen.  Dazu gehört die Durchsetzung von Mindestlöhnen, der Zugang zu erschwinglichen Finanzdienstleistungen wie Krediten und Versicherungen, um zu vermeiden, dass Menschen durch unvorhergesehene Ereignisse wie Unfall oder Krankheit,  in extreme Armut geraten.

 

 

Die Menschen in Kenia hat es in den letzten Jahren besonders hart getroffen: Dürre, Flut, Heuschrecken, Corona, Russlandkrieg. 

 

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