Ein junge Frau im Vordergrund, die offensichtlich misshandelt wurde und keine Kraft mehr hat.

Ausbeutung, Missbrauch und Gewalt

Die Folgen einer Kinderehe

 

Die Zwangsverheiratung der Mädchen erfolgt meist mit einem älteren, oft sehr viel älteren, Mann. Es bedeutet für die minderjährige Ehefrau in der Regel sexuellen Missbrauch und frühe Schwangerschaften, die mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden sind.

Das Borgen-Projekt  zeigt klar die Fakten auf, die auf die meisten aller minderjährig zwangsverheirateten Mädchen zutrifft: Die jüngsten Kinderbräute sind bereits im Alter von 7 oder 8 Jahren verheiratet worden. Polygamie ist in Kenia und auch in Tansania offiziell erlaubt, deshalb kommen jung verheiratete Mädchen oft als Zweit-, Dritt- oder gar Viertfrau in den Haushalt. Es herrscht eine absolute „Hackordnung“ unter den Ehefrauen.  Die junge Ehefrau muss sich nicht nur dem absoluten Gehorsam des Ehemanns unterwerfen, sondern auch den älteren Ehefrauen. Ausbeutung, Gewalt und Schläge gehören für die junge Frau zur Tagesordnung.

Todesursache Nummer 1 der 15 bis 19 jährigen Mädchen:
Schwangerschaft und Geburt

Die Mädchen tragen ein erhöhtes Risiko an HIV und/oder STDs (Sexuell transmitted diseases) zu erkranken, da ihr sehr viel älterer Ehemann bereits viele Partnerinnen vor ihr hatte. Ein weiteres gesundheitliches Problem sind die frühen Schwangerschaften, dem die Mädchen ausgesetzt sind.

Jährlich bekommen etwa 12 Millionen Mädchen südlich der Sahara zwischen 15 und 19 ihr erstes Kind.  Davon sind etwa 800.000 der Mädchen unter 15 Jahren. Häufig kommt es bei den minderjährigen Mädchen zu Komplikationen während der Schwangerschaft und Geburt, da ihre Körper noch nicht voll ausgereift sind. Laut Studienergebnisse der DSW bedeutet es für etwa 70.000 Mädchen den Tod – jedes Jahr! Frühe Schwangerschaft und Geburt ist die Todesursache Nummer 1, bei den 15 bis 19 jährigen Mädchen und jungen Frauen.

Sobald sie verheiratet sind bleibt den Mädchen
das Recht auf Bildung verwehrt. 

Egal wie gut sie in der Schule waren und welche Träume sie hatten, aber nach der Hochzeit gibt es kein Zurück an die Schule. Die betroffenen Mädchen sind überhäuft mit häuslichen Pflichten. Es bleibt ihnen weder die Zeit noch bekommen sie die Einwilligung des Ehemanns für den Schulbesuch. Die UNESCO hat verschiedene Studien zu diesem Thema durchgeführt und dabei hat sich gezeigt, dass sich die Nachteile auch in der nächsten Generation fortsetzen.

Kinder von jungen Müttern haben schlechtere Überlebens- und Bildungschancen. Die meisten Töchter von früheren Kinderbräuten werden ebenfalls sehr früh verheiratet

Die Gründe für eine frühe Verheiratung sind vielfältig

Viele Faktoren führen dazu, dass Minderjährige verheiratet werden, laut UNICEF Studien aus verschiedenen Jahren. Auch Jungen sind davon betroffen, Mädchen jedoch viel häufiger.  Tradition, Religion, Rollenbilder und soziale Normen, vor allem aber auch Armut und fehlende Bildungsmöglichkeiten, führen zu frühen Verheiratungen.

Generell sind Zwangsehen verbunden mit dem Festhalten an traditionellen Rollenbildern und Geschlechterdiskriminierung. Deshalb wird Mädchen immer noch weniger Wert als Jungen beigemessen. Einer der Hauptgründe für die Frühverheiratung ist auch der Gedanke, dass Mädchen keine „Schande“ über die Familie bringen. Gerade der Gedanke der „Schande“ lässt viele Eltern ihre Mädchen gleich nach Einsetzen ihrer ersten Periode verheiraten. So können sie sicher sein, dass ihre Töchter keine vorehelichen sexuellen Erfahrungen eingehen und vor allem nicht schwanger werden.

Armut spielt ebenfalls eine große Rolle bei der Zwangsverheiratung. Daher werden Mädchen aus ärmeren Familien, mit niedrigem Bildungsstand, wesentlich häufiger zu frühen Ehen gezwungen.

Die Corona-Krise hat das Risiko der Zwangsehe noch verstärkt. Nach Einschätzung von UNICEF könnten weltweit etwa 10 Millionen zusätzliche Kinderehen geschlossen werden.  Der Verlust von Arbeitsplätzen und das Abrutschen in noch tiefere Armut könnte viele Familien dazu zwingen ihre Töchter früh zu verheiraten. Auch die Isolation und die Distanz zu Unterstützung in Notfällen erhöht das Risiko der Mädchen zwangsverheiratet zu werden, so Amnasty International.

Viele Mädchen sind nach dem Lockdown nicht mehr in die Schulen zurückgekehrt.
 
 
 
Foto: 1783794_kristi611@pixabay
 

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