Tradition, Kontrolle und Geld
Wo auf Glaubensfragen und Tradition gepocht wird, geht es nicht zuletzt
auch um Kontrolle und Geld .
Die Männer sind am schwierigsten davon zu überzeugen, die Tradition der weiblichen Beschneidung aufzugeben. Männer glauben
an die Kontrolle der weiblichen Sexualität, wenn die Frau beschnitten ist. Dabei geht es auch um Macht und die Gewissheit über
die Herkunft der eigenen Nachkommen.
Aber auch viele Frauen unterstützen die Praxis der weiblichen Beschneidung. Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft ist es der Druck
der Gesellschaft oder die Angst keinen heiratswilligen Mann für die unbeschnittene Tochter zu finden.
Noch schwieriger ist es bei den Dorfältesten, den religiösen Führern und den Beschneiderinnen, ein Umdenken zu erreichen.
Dort wo auf Glaubensfragen und Tradition gepocht wird, geht es nicht zuletzt auch um Geld.
Alle verdienen mit am Leid der Mädchen
45.000 bis 50.000 TZS (TZS: tansanische Schilling etwa 16-20 Euro) zahlen die Familien für eine Beschneidung. Davon gehen etwa
35.000 an die Beschneiderin und 10.000 an den Dorfvorsteher. Das ist viel Geld, wenn man bedenkt, dass der Tagesverdienst bei
etwa 7.500 Shilling liegt (etwa 3 Euro). Eine Zeremonie mit mehreren Mädchen ist für die Beschneiderin und Dorfältesten ein gutes
Geschäft.
Auch die Familien der Mädchen, vor allem die Väter aber auch die Brüder, profitieren finanziell von einer Beschneidung. Eine
beschnittene Tochter ist mehr Kühe wert, bringt also einen höheren Brautpreis. In der Regel wird der Brautpreis an die Eltern
ausgezahlt, meist an den Vater. Aber auch die Brüder bekommen einen kleinen Teil vom Brautpreis ab. So erreicht die gesamte
Familie Wohlstand und die Töchter unsagbares Leid.
Alternativen müssen angeboten werden, wenn sich etwas
ändern soll
Eine Änderung herbeiführen geht nur über Alternativen. So erhalten Beschneiderinnen, die ihren Beruf aufgeben, zwei Kühe als Start-
kapital. Statt Mädchenbeschneidung und Genitalverstümmelung leisten sie jetzt Aufklärungsarbeit und Beratungsdienste bei den
Mädchen und jungen Frauen.
Je höher das Bildungsniveau, desto mehr Befürworter zur
Abschaffung finden sich unter den Männern, so eine Studie
der NIH.
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