Sexualaufklärung ein muss
Der Mangel an umfassender Sexualaufklärung in Kenia ist nicht nur besorgniserregend, sondern kann durchaus auch als gesundheitsschädigend für heranwachsende Jugendliche angesehen werden.
Auch wenn Aufklärungsunterricht auf dem Schulplan steht, wird er an den wenigsten Schulen durchgeführt. Auch innerhalb der Familien wird kaum über Sexualität und Menstruation gesprochen. Nach einer Studie der FSG sind fast 50% der heranwachsenden Mädchen nicht informiert über die Vorgänge im weiblichen Körper. 25% der Mädchen sehen keinen Zusammenhang zwischen Periode und Schwangerschaft.
Fast die Hälfte der Jugendlichen in Kenia (Mädchen und Jungen) wissen nicht wie sie sich vor einer Ansteckung mit HIV/AIDS schützen können (KDHS). Das gleiche gilt für die Verhütung von ungewollten Schwangerschaften. Die höchste Inzidenz ungewollter Schwangerschaften von Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren liegt in Samburu mit 50%.
Schulverbot als Abschreckung
Bei einem Treffen mit der Presse (Februar 2024) forderte der Gouverneur des Bezirks Bungoma, Kenneth Lusaka, ein Schulverbot für Mädchen während der Schwangerschaft und nach der Geburt, angeblich als Mittel zur Bekämpfung von Teenagerschwangerschaften. Dieser Ansatz entbehrt jeglicher Grundlage, denn Daten des kenianischen Statistikamtes zeigen, dass Mädchen ohne Schulbildung dreimal häufiger schwanger werden als Mädchen mit Sekundarschulbildung. Ebenso ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei Mädchen mit einem Grundschulabschluss nur halb so hoch wie bei Mädchen ohne jegliche Schulbildung.
Keine Kontrazeptiva an Jugendliche, sondern Enthaltsamkeit
Leider sind die Äußerungen des Gouverneurs kein Einzelfall. Sie erinnern an die ebenso fragwürdige Äußerung der Kabinettssekretärin für Gesundheit des Landes, Susan Nakhumicha, in ihrer Rede, auf dem African Union Summit 2023 in Addis Abeba, dass Jugendlichen der Zugang zu Verhütungsmitteln und umfassender Sexualerziehung verwehrt werden sollte. „Enthaltsamkeit ist das Mittel der Wahl“, erklärt Susan Nakhumicha.
Kenia zieht sich aus der Verpflichtung der Sexualerziehung zurück
Wie die Direktorin der technischen Abteilung des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA), Julitta Onabanjo, in einem Interview bestätigte, hat sich Kenia, wie auch andere Länder, von der ministeriellen Verpflichtung zur umfassenden Sexualerziehung im östlichen und südlichen Afrika (ESA) leider zurückgezogen.
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